• Über 200 Euro pro Tankfüllung – was uns Deutschlands Verbrenner-Vorstoß kosten würde

    Bundeskanzler Scholz’ Unterstützung für E-Fuels wird teuer für Autofahrer:innen und treibt CO2-Emissionen, die Luftverschmutzung und den Benzinverbrauch weiter in die Höhe

    Olaf Scholz’ Zugeständnis, E-Fuels für Neuwagen zuzulassen, könnte durchschnittlichen deutschen Autofahrenden 210 Euro pro Tankfüllung kosten, so eine neue Analyse von Transport & Environment (T&E). Der deutsche Bundeskanzler liegt mit der EU im Zwist, weil er darauf besteht, dass mit E-Fuels betriebene Neuwagen auch nach 2035 verkauft werden dürfen – dem Jahr, das als Ausstiegsdatum für Verbrennungsmotoren vorgesehen ist. Die exorbitanten Kosten von E-Fuels würden allerdings bedeuten, dass sich nur Wohlhabende  den synthetischen Kraftstoff leisten könnten. Gleichzeitig steigt die Gefahr, dass Autofahrer:innen mit für E-Fuels zertifizierten Verbrennungsmotoren die Vorschriften umgehen und stattdessen fossiles Benzin tanken.

    E-Fuels könnten 2030 in Deutschland mehr als 2,80 € pro Liter an der Zapfsäule kosten. Das sind 50 Prozent mehr als Normalbenzin heute. Der Grund ist ihr komplexer und energieintensiver Produktionsprozess. [1] Das heißt der durchschnittliche Autofahrende müsste pro Jahr mindestens 2.300 € für synthetische Kraftstoffe ausgeben, so die Analyse von T&E.

    Alex Keynes, T&E-Manager für saubere Fahrzeuge, sagte: “Bundeskanzler Scholz droht, den europäischen Green Deal zu kippen, um umweltschädliche Verbrennungsmotoren zu retten. Die E-Fuels-Kosten werden allerdings so hoch sein, dass sie sich nur Wohlhabende leisten können. Alle anderen werden dazu gedrängt, die Vorschriften zu umgehen und fossiles Benzin zu verwenden. Am Ende sind die Autofahrer:innen und das Klima die Verlierer.”

    Der deutsche Vorstoß, neue Autos mit knappen E-Fuels anzutreiben, würde die CO2-Emissionen und den Benzinverbrauch durch die bestehende Fahrzeugflotte erhöhen. Lässt man den Verkauf von Verbrennungsmotoren nach 2035 zu, würde dies bis 2050 den Verkauf von bis zu 46 Millionen emissionsfreien Elektroautos gefährden. Gleichzeitig stünden diese synthetischen Kraftstoffe nicht für die Bestandsflotte zur Verfügung, die sie zur Dekarbonisierung benötigt. Sollten E-Fuels für neue Autos verwendet werden, würden die bereits bestehende Flotte bis 2050 zusätzlich 135 Milliarden Liter fossiles Benzin verbrauchen und 320 MtCO2e zusätzlich emittieren.

    Die Ausnahme für E-Fuels hätte zudem zur Folge, dass Europäer:innen auch in den kommenden Jahrzehnten giftige Luft atmen müssen. Synthetische Kraftstoffe können zwar kohlenstoffneutral sein, stoßen aber bei der Verbrennung in Verbrennungsmotoren immer noch Luftschadstoffe aus – vor allem giftiges NO2 und krebserregende Partikel. Der Analyse zufolge könnten bis 2050 mit E-Fuels betriebene Autos in der EU bis zu 160.000 Tonnen zusätzlicher NOx-Emissionen ausstoßen. Das sind mehr giftige Emissionen als die gesamte italienische Autoflotte in einem Jahr ausstößt. 

    Alex Keynes sagte: “Letztendlich werden E-Fuels nicht mehr als eine Nischenlösung für Porsche-Fahrer sein. Doch Scholz riskiert Europas grünen Wandel und die Zukunft seiner Autoindustrie, indem er das klare Ende des Verbrenner-Motors zugunsten eines teuren und umweltschädlichen Kraftstoffs untergräbt.”

    Die EU-Kommission verhandelt derzeit mit Deutschland über ein Schlupfloch für E-Fuels beim Verbrenner-Aus im Jahr 2035. Nach T&E untergräbt Scholz mit seinem Vorstoß  Investitionssicherheiten in die Elektrifizierung für europäische Automobilhersteller. Zugleich gefährdet er allein in Deutschland Investitionen in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro für  Batterieanlagen.

    ENDE

    Hinweis für die Redaktion:

    [1] Basierend auf der ICCT-Schätzung des Endkundenpreises für E-Diesel in Deutschland im Jahr 2030 und unter der Annahme, dass der Steuersatz für E-Fuels 0,15 Euro pro GJ beträgt, wie in der vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Energiesteuerrichtlinie (ETD) vorgesehen. T&E verfolgt die konservative Annahme, dass die Preise für E-Benzin ähnlich hoch sein würden wie die für E-Diesel. In Wirklichkeit ist für die Herstellung von E-Benzin mehr Verarbeitung erforderlich, was zu höheren Preisen führt. 

    The ICCT. (2022). https://theicct.org/wp-content/uploads/2022/02/fuels-us-europe-current-future-cost-ekerosene-us-europe-mar22.pdf