• Rückschlag für Klimaschutz: EU scheut Frist für umweltschädliche Lkw

    Auf den Straßen Europas wird es noch jahrzehntelang umweltschädliche Diesel-Lkw geben, wenn es keine strengeren Vorgaben ab 2030 gibt.

    Nach einem heute veröffentlichten EU-Plan dürfen umweltschädliche Lkw auch noch nach 2040 in Europa verkauft werden. Nach Einschätzungen von Transport & Environment (T&E) würde damit das EU-Ziel der Klimaneutralität ins Unerreichbare rücken. Der EU-Vorschlag sieht ein 90-prozentiges CO2-Reduktionsziel für Lkw vor. Laut T&E bedeutet das in der Praxis, dass Diesel-Lkw auch 10 Jahre später, sprich 2050, auf unseren Straßen unterwegs sein werden. T&E fordert die EU-Abgeordneten und Regierungen umgehend auf, die Frist für emissionsfreie Lkw auf das Jahr 2035 zu legen.

    Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E in Deutschland, sagte: “Das Versäumnis, eine Frist für umweltschädliche Lkw festzulegen, ist eine Absage an die Zukunft der Lkw-Hersteller in Europa. Sollte der Plan so als Gesetz verabschiedet werden, dann würden europäische Hersteller den internationalen Anschluss verlieren und sich der Boom der Elektroautos nicht im Lkw-Sektor wiederholen. Deutsche Hersteller sind führend bei emissionsfreien Lkw. Ohne eine klare EU-Frist werden Investitionen nicht schnell genug umgeleitet. Dabei werden bis 2035 praktisch alle neuen E-Lkw im Betrieb günstiger sein als Dieselfahrzeuge und dabei genauso weit fahren und genauso viel transportieren.”

    Lkw-Hersteller müssten nach dem heutigen EU-Vorschlag die durchschnittlichen CO2-Emissionen ihrer Neufahrzeuge bis 2030 nur um 45 Prozent senken (im Vergleich zu 2019/2020). Dieses Ziel liegt selbst hinter den eigenen Plänen der Lkw-Industrie. T&E fordert von den Gesetzgeber:innen, eine Emissionssenkung um 65 Prozent bis 2030 vorzuschreiben, was den bereits angekündigten emissionsfreien Verkaufszielen von Daimler Truck und Volvo Trucks entspricht [1].

    Der Vorschlag der Kommission sieht außerdem vor, dass alle neuen Stadtbusse bis 2030 emissionsfrei sein müssen. T&E begrüßt die Ausweitung der Klimaziele auf diesen Sektor, fordert jedoch 2027 als Frist, um sicherzustellen, dass die Fahrzeughersteller mit der Nachfrage der Städte Schritt halten. Wie bei Lkw müssen auch neue Reisebusse bis 2040 die Emissionen um 90 Prozent senken.

    Sebastian Bock sagte: Ehrgeizige EU-Klimaregelungen treiben bereits die Elektrifizierung von Autos voran. Sie sind auch für Lkw dringend erforderlich. Auf den Straßen Europas wird es noch jahrzehntelang umweltschädliche Diesel-Lkw geben, wenn es keine strengeren Vorgaben ab 2030 gibt. Dies würde auch den Batterieherstellern die notwendige Investitionssicherheit verwehren. In Zeiten, in denen Länder wie die USA mit dem Inflation Reduction Act starke Investitionsanreize schaffen, riskiert Europa so die Verlagerung dieser Schlüsselindustrie.”

    Nach dem EU-Plan zählen Lkw als emissionsfrei, die mit Batterie, Wasserstoff-Brennstoffzelle und Wasserstoff-Verbrenner angetrieben werden. Das für 2040 vorgeschlagene 90 Prozent-Ziel  soll für alle schweren Nutzfahrzeuge gelten. Darüber hinaus sind spezifische Gruppen wie Bau- und Feuerwehrfahrzeuge oder Krankenwagen vollständig von den Flottengrenzwerten ausgenommen. Diese machen insgesamt etwa 10 Prozent der in Europa verkauften schweren Nutzfahrzeuge aus.

    Das Europäische Parlament und die EU-Regierungen werden nun den Vorschlag diskutieren, bevor sie sich im Laufe des Jahres auf das endgültige Gesetz einigen. Lkw machen lediglich 2 Prozent der Straßenfahrzeuge aus, sind aber für fast 30 Prozent der CO2-Emissionen im Straßenverkehr der EU verantwortlich [2]. Der Straßenverkehr und schwere Nutzfahrzeuge sind auch eine der größten Quellen für die Verschmutzung durch Feinstaub (PM) und Stickoxide (NOx), die EU-weit schätzungsweise 350.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verursachen.[3]

    Hinweise für die Redaktion:

    [1] Daimler Truck hat angekündigt, dass bis 2030 bis zu 60 Prozent der Verkäufe emissionsfreie Fahrzeuge sein werden, während Volvo Trucks sich verpflichtet hat, bis zum Ende des Jahrzehnts 70 Prozent zu erreichen. Dies entspricht mindestens einem CO2-Ziel von -65 Prozent, wenn man leichte Verbesserungen der Kraftstoffeffizienz berücksichtigt.

    [2] UNFCCC (2019). Treibhausgasdaten von UNFCCC. Link.

    [3] Europäische Umweltagentur (2021). Quellen und Emissionen von Luftschadstoffen in Europa. Link. Gesundheitliche Auswirkungen der Luftverschmutzung in Europa. Link.