Eine neue Analyse der Organisation Transport & Environment (T&E) belegt, dass Lufthansa darauf hinarbeitet, die EU-Klimapläne für den Luftverkehrssektor zu verwässern, damit 67 Prozent der Emissionen unberücksichtigt bleiben. [1]
Zwar hat das Unternehmen öffentlichkeitswirksam eine Selbstverpflichtung abgegeben, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Doch die T&E-Analyse von Positionspapieren der Branche zeigt auf, dass Lufthansa gemeinsam mit anderen traditionellen Luftverkehrsunternehmen darum bemüht ist, die Klimaziele der EU für den Luftverkehr sowie den Vorschlag der EU Kommission (ReFuelEU) für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) mittels Lobbyarbeit abzuschwächen. Aus den Papieren ergibt sich eine starke Diskrepanz zwischen den öffentlichen Verlautbarungen der Lufthansa und ihren beharrlichen Bemühungen hinter den Kulissen.
Diese Lobbyarbeit geht entweder von den Fluggesellschaften selbst aus oder wird hinter der Fassade von Organisationen wie dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) betrieben, dessen führendes Mitglied die Lufthansa ist, oder der International Air Transport Association (IATA), die die Interessen von traditionellen Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France-KLM, Iberia oder Aer Lingus vertritt – allesamt Unternehmen, deren Positionspapiere untersucht wurden. Die Studie liefert klare Anzeichen dafür, dass die Positionen von Lufthansa ihren Niederschlag in einer Reihe von Änderungsanträgen hatten, die Abgeordnete beim Europäischen Parlament stellten. Die Analyse bestätigt damit Erkenntnisse von InfluenceMap, aus denen hervorgeht, dass Air France-KLM und Lufthansa – gemessen an ihren negativen Klima-Lobby-Bemühungen – zu den wirkmächtigsten Fluggesellschaften in diesem Bereich gehören.
Silke Bölts, Referentin für Luftverkehrspolitik bei T&E, sagte: „Es ist keine Neuigkeit, dass traditionelle Fluggesellschaften im Rahmen der EU-Klimamaßnahmen eine Vorzugsbehandlung bekommen. Sie verpflichten sich öffentlichkeitswirksam zu Klimaneutralität, was Musik in den Ohren ihrer Investoren und Kunden ist. Hinter verschlossenen Türen jedoch schicken sie IATA los, um ihre Schmutzarbeit zu erledigen: das EU-Klimapaket so weit aufzuweichen, dass sie weiterhin frei Haus umweltschädliche Gase ausstoßen können.”
BDL und IATA, und damit auch die Lufthansa, bemühen sich um eine Abschwächung des EU-Vorschlags für nachhaltige Luftkraftstoffe (ReFuelEU), indem sie darauf pochen, dass die Kraftstoffvorgaben der EU nur bei Flügen innerhalb der EU zur Anwendung kommen daher und Flüge mit Ziel außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes ausschließen. Berechnungen von T&E zeigen allerdings, dass, wenn die Lobby-Bemühungen von Lufthansa von Erfolg gekrönt sein sollten, lediglich 33 Prozent der Emissionen aus Flügen, die in Europa starten, den ReFuelEU-Bestimmungen unterliegen würden. Umgekehrt bedeutet dies, dass der Großteil der Flüge nicht vom Mandat der EU für SAF betroffen wäre. Der bisherige Vorschlag der EU-Kommission umfasst 99 Prozent der Emissionen von Lufthansa-Flügen, die in Europa starten. Würde der Vorschlag der Kommission umgesetzt, wäre dies ein entscheidender Schritt bei der Bekämpfung der Klimafolgen des Luftverkehrs in der EU.
Auswirkungen des Vorschlags der IATA zur Abänderung der ReFuelEU-Bestimmungen bezogen auf die Emissionen durch Lufthansa [2]
Hinweis an Herausgeber:innen:
[1] 67 % der Emissionen aller Flüge, die in der EU-27 starten, einschließlich Flugzielen in äußerster Randlage.
[2] Eigene Berechnungen von T&E mit AIS-Daten von PlaneFinder (2019) und dem Eurocontrol CO2-Rechner. Als Referenzzeitpunkt wurde 2019 als letztes Jahr vor der Covid-Krise genommen.
A first look at ReFuelEU penalties
A take on the ICAO Symposium on non-CO2
Let’s cut through the noise of the choir of the uncertain and examine what we know—and what we still need to address—regarding aviation's non-CO2 emis...