1,8 Millionen Menschen sind allein in Frankfurt Gesundheitsrisiken durch den Flughafen ausgesetzt
Neue T&E-Studie zeigt erstmals umfassend, wie stark die Emissionslast des Flugverkehrs die Gesundheit belastet – insbesondere von bis zu acht Millionen Menschen in der Umgebung großer Flughäfen allein in Deutschland. Ultrafeinstaub aus Flugzeugen kann zu Bluthochdruck, Diabetes und Demenz beitragen. Gesundheitsschutz wäre möglich: kurzfristig durch ein Verbot schwefel- und schadstoffbelasteten Kerosins, mittelfristig durch den Hochlauf klimaneutraler synthetischer Treibstoffe, grundsätzlich durch eine Verlagerung von Flugverkehr vor allem auf die Schiene.
1,8 Millionen Menschen sind allein in Frankfurt Gesundheitsrisiken durch den Flughafen ausgesetzt
Ungefähr jeder elfte Mensch in Deutschland lebt in einem Umkreis von 20 Kilometern um fünf der größten deutschen Flughäfen: Dort ist er oder sie in besonderem Maße ultrafeinen Partikeln aus dem Luftverkehr ausgesetzt, so das Ergebnis einer neuen Studie von CE Delft im Auftrag der Organisation Transport & Environment (T&E). Mit dieser Studie liegt eine erste datenbasierte Abschätzung der gesundheitlichen Auswirkungen von Ultrafeinpartikeln (UFP) im Luftverkehr in Europa vor. „Der Flugverkehr ist nicht nur die klimaschädlichste Form der Fortbewegung, er gefährdet durch Lärm und Luftverschmutzung auch direkt die Gesundheit von Menschen im Umfeld von Flughäfen“, fasst Anja Köhne, Referentin für klimaneutralen Flugverkehr bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, zusammen.
Die für die Studie ausgewählten deutschen Flughäfen sind Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg. Allein in Frankfurt sind 1,8 Millionen Menschen betroffen. In ganz Europa sind 52 Millionen Menschen im Umkreis von 32 Großflughäfen besonderen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Die Studie zeigt, dass die Belastung mit ultrafeinen Partikeln mit rund 280.000 Fällen von Bluthochdruck, ungefähr 330.000 Fällen von Diabetes und zirka 18.000 Fällen von Demenz in Europa in Verbindung stehen könnte.
In der Studie wurden die tatsächlich gemeldeten Fälle dieser Krankheiten im Umkreis des Flughafens Amsterdam-Schiphol extrapoliert. (Hintergrund zur Studie, s.u.) Ultrafeinpartikel werden von Flugzeugen vor allem beim Rollen sowie bei Starts und Landungen ausgestoßen, so dass Anwohner in der Nähe von Flughäfen besonders betroffen sind. Menschen, die in einem Umkreis von fünf Kilometern um einen Flughafen leben, atmen Luft ein, die im Durchschnitt zwischen 3.000 und 10.000 ultrafeine Partikel pro Kubikzentimeter enthält, die von Flugzeugen ausgestoßen werden.
Marte van der Graaf, Referentin für Luftfahrtpolitik bei T&E Deutschland, zieht das Fazit: „Das Wachstum des Luftfahrtsektors und die Anspruchshaltung der wenigen, meist wohlhabenden Vielflieger hat noch immer Vorrang vor der Gesundheit der großen Mehrheit der Bürger und vor allem vulnerabler Menschen.” Werner Kindsmüller, Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF), ergänzt: “Die Gesundheitsgefährdung durch den Luftverkehr wird sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene ignoriert. Der gesetzliche Schutz vor krankmachendem Lärm bleibt weit hinter den Erkenntnissen der Lärmforschung zurück. Für ultrafeine Partikel gibt es in der Europäischen Union nicht einmal Grenzwerte. Deshalb fordern wir die künftige EU-Kommission auf, an den medizinischen Erkenntnissen orientierte Grenzwerte festzulegen.“
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