Neue Machbarkeitsstudie zeigt, wie Social Leasing nach Erfolgen in Frankreich möglichst unbürokratisch in Deutschland umgesetzt werden könnte. Industrie, Klima und einkommensschwache Haushalte profitieren.
T&E fordert von der neuen Bundesregierung eine schnelle Umsetzung von Social Leasing. Eine neue Machbarkeitsstudie im Auftrag von T&E belegt, dass ein bundesweites Social Leasing-Programm enormes Potenzial hat, die Nachfrage nach erschwinglichen E-Autos zu stimulieren, einkommensschwache Haushalte zu entlasten, und Emissionen im Verkehrssektor zu senken. [1]
„Social Leasing ist weit mehr als ein soziale Maßnahme – es ist ein industriepolitisches Instrument, das der deutschen Autoindustrie den benötigten Absatzmarkt für kleinere E-Autos liefern kann“, erklärt Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. „Mit einem Social Leasing-Programm könnte die Bundesregierung den Markthochlauf günstiger E-Autos massiv beschleunigen und gleichzeitig Menschen mit geringen und mittleren Einkommen entlasten, die auf das Auto angewiesen sind.“
Wenn ab 2026 jährlich 100.000 E-Autos zusätzlich über Social Leasing zugelassen würden, könnte das den Markthochlauf kleiner E-Fahrzeuge deutlich beschleunigen. 2026 könnte ein solches Programm den Markt für günstige E-Autos verdreifachen. Das würde mittelfristig auch den Gebrauchtwagenmarkt stärken. Davon würden weitere Käuferschichten profitieren. Gleichzeitig kann das Programm CO₂-Emissionen signifikant senken. Allein 100.000 durch Social Leasing ersetzte alte Verbrenner könnten rund 218.000 Tonnen CO₂ im Jahr einsparen.
Bisherige Fördermaßnahmen für E-Mobilität haben vor allem Besserverdienende erreicht. Menschen mit geringem Einkommen hingegen bleiben außen vor – obwohl gerade sie am stärksten unter steigenden Energiepreisen leiden und ältere Autos fahren. Social Leasing könnte diese Ungleichheiten adressieren.
T&E fordert auf Basis der Studienergebnisse von der neuen Bundesregierung, das Programm zügig über eine Förderrichtlinie umzusetzen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sollte die Abwicklung übernehmen. Anspruchsberechtigt wären Menschen bis zum vierten Einkommensdezil, die keine Alternative zum Auto haben. Wichtig ist eine praktikable Einkommensprüfung auf Haushaltsebene, etwa über den Einkommensteuerbescheid oder andere geeignete Nachweise. Über ein gestaffeltes Antragsverfahren könnte verhindert werden, dass ressourcenstärkere Haushalte den Zugang dominieren. Um sicherzustellen, dass wirklich emissionsarme Mobilität gefördert wird, soll nach T&E die Förderung mit der verpflichtenden Abwrackung sehr alter Verbrenner verknüpft werden.
Um die europäische Automobilproduktion zu stärken, empfiehlt T&E, das Programm auf kleine Fahrzeuge zu fokussieren (Segmente A bis B oder C), die in der EU gefertigt werden. Dies sichert Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette und fördert die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller im unteren Preissegment, das bislang stark unterrepräsentiert ist. Gerade neue Modelle wie der VW ID.2, die in Europa produziert werden sollen, könnten durch Social Leasing eine planbare Nachfrage erhalten.
“Frankreich hat Mut beweisen und Social Leasing mit vollem Erfolg angestoßen. Die Nachfrage war enorm, das Programm wurde in kürzester Zeit ausgeschöpft. Deutschland muss jetzt nachziehen: Eine Maßnahme mit so breitem Zuspruch sollte ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Dabei können wir von den Erfahrungen in Frankreich profitieren und die deutsche Version noch zielgerichteter und umfangreicher gestalten,” sagt Susanne Goetz. [2]
ENDE
Anmerkungen für die Redaktion:
[1] Die Studie wurde im Auftrag von T&E vom Öko-Institut durchgeführt. Sie analysiert die konkrete Umsetzung eines Social Leasing-Programms in Deutschland und geht dabei auf Fragen zum Umfang, zur administrativen Ausgestaltung und zu den Auswirkungen auf die Autoindustrie ein.
[2] Beispiel Frankreich: Das erste Social Leasing-Programm
Im Januar 2024 führte die französische Regierung ein Social Leasing-Programm für E-Autos ein, das sich als sehr erfolgreich erwies. Das Programm richtete sich an Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen und ermöglichte es ihnen, E-Autos zu einem Preis von 50 bis 150 Euro pro Monat zu leasen (ohne Wartung und Versicherung). Eine Website ermöglichte es Interessierten, sich über die Teilnahmebedingungen und die verfügbaren Fahrzeuge zu informieren und Anträge zu stellen. Nach nur sechs Wochen musste das Programm vorzeitig gestoppt werden, weil die Mittel erschöpft waren. Geplant waren 20.000 bis 25.000 Leasingverträge, doch aufgrund hoher Nachfrage und unerwarteter Preisnachlässe gingen 90.000 Anträge ein, von denen 50.000 bewilligt wurden. Für dieses Jahr ist eine Wiederauflage des Programms angekündigt.
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