T&E fordert von der Bundesregierung eine Reform der Dienstwagenbesteuerung, um den heimischen Absatzmarkt für E-Autos anzukurbeln, statt eine auslaufende Technologie mit Milliarden zu subventionieren.
Die Bundesregierung subventioniert jedes Jahr fossil betriebene Dienstwagen mit 13,7 Milliarden Euro und erschwert damit den Umstieg auf E-Mobilität, so eine neue Studie von Transport & Environment (T&E). Damit zählt Deutschland zu den Spitzenreitern unter den Ländern, die von Environmental Resources Management (ERM) im Auftrag von T&E untersucht wurden. Lediglich Italien bezahlt mit 16 Milliarden Euro mehr Subventionen für umweltschädliche Dienstwagen. T&E fordert von der Bundesregierung eine umfassende Reform der Dienstwagenbesteuerung, um trotz knapper Haushaltskassen den heimischen Absatzmarkt für E-Autos stärker anzukurbeln.
Die Studie ist die erste, die die Effekte der wichtigsten Steuervergünstigungen untersucht, die traditionell für Dienstwagen gewährt werden und privaten Autobesitzenden nicht zur Verfügung stehen. Dazu zählen der Vorsteuerabzug, Abschreibungen, die Pauschalbesteuerung des geldwerten Vorteils von Dienstwagen und Tankkarten. Statt sich auf Durchschnittswerte oder einzelne Beispielmodelle zu beziehen, wurden die Steuervorteile für alle zugelassenen Automodelle berechnet. Analysiert wurden die sechs größten Automobilmärkte Europas. In der Summe subventionieren sie fossil betriebene Dienstwagen mit 42 Milliarden Euro pro Jahr: Italien (16 Mrd. Euro), Deutschland (13,7 Mrd. Euro), Frankreich (6,4 Mrd. Euro) Polen (6,1 Mrd. Euro) und Spanien (0,1 Mrd. Euro). [1]
Im Vereinigten Königreich werden Verbrenner deutlich höher besteuert als E-Dienstwagen. Diese Anreize haben der E-Mobilität den notwendigen Anschub gegeben. 21,5 Prozent der neuen britischen Dienstwagen fahren bereits elektrisch. In Deutschland sind die steuerlichen Anreize zu gering, um den Umstieg auf E-Mobilität zu fördern. Für ein geleastes E-Auto wie den VW ID.4 entsteht für den Arbeitgeber ein Steuervorteil von nur 12 Euro pro Jahr gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner wie dem VW Tiguan. Im ersten Halbjahr 2024 waren daher nur 11,7 Prozent der gewerblichen Neuzulassungen elektrisch, im Gegensatz zu 16,6 Prozent bei privaten Neuzulassungen. [3]
Die Studie zeigt zudem, dass es mehr klimaschädliche Steuervorteile gibt, je größer das Auto ist. Auf einen geleasten Opel Corsa kommen in Deutschland Subventionen in Höhe von 4.015 Euro pro Jahr, auf einen geleasten Audi A6 fast doppelt so viel. Vor allem mit fossilen Brennstoffen betriebene SUV-Dienstwagen erhalten hohe Steuervorteile, die jährlich zwischen 6.477 und 8.544 Euro liegen. Dies erklärt auch, warum Unternehmen mehr klimaschädliche SUVs zulassen als private Haushalte. Von den insgesamt 13,7 Milliarden jährlichen Subventionen für fossile Dienstwagen gehen 4 Milliarden an SUVs.
Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland, sagt: “Unser Steuersystem bietet keinen echten Anreiz, auf E-Dienstwagen umzusteigen. Jedes Jahr subventionieren wir fossile Dienstwagen mit Milliarden, während deutsche Hersteller wie zuletzt VW über einen schwachen heimischen Absatzmarkt für E-Autos klagen. Es wird höchste Zeit, dass der Staat unser Geld in die Technologie der Zukunft steckt. Das wäre gut für das Klima und die Industrie.”
In Deutschland entfallen zwei Drittel aller Neuzulassungen auf gewerblich genutzte Fahrzeuge. Knapp die Hälfte dieser Firmenwagen sind Dienstwagen, die neben der geschäftlichen Nutzung auch privat gefahren werden dürfen. T&E fordert daher von der Bundesregierung, dass bei der anstehenden Reform der Dienstwagenbesteuerung und Abschreibungsregeln für Firmenwagen Folgendes umgesetzt wird:
Neben steuerlichen Maßnahmen sollten nach dem französischen Beispiel auch in Deutschland Programme wie Social Leasing auf den Weg gebracht werden. Social Leasing ermöglicht es Bevölkerungsgruppen, die bislang keinen Zugang zu E-Autos hatten, diese vergünstigt zu leasen. Gleichzeitig schafft die Maßnahme mehr Planungssicherheit bei den Herstellern.
Susanne Goetz sagt: “Die Bundesregierung hat mit der Wachstumsinitiative den ersten Schritt getan, um das enorme industriepolitische Potential der Firmen- und Dienstwagenbesteuerung zu nutzen, indem sie gewerbliche E-Autos attraktiver gemacht hat. Das reicht aber längst nicht. Was fehlt, ist der Mut zum effizienteren Schritt: Verbrenner unattraktiver zu machen. Damit tun wir uns in Deutschland im Vergleich zum Belgien oder dem Vereinigten Königreich leider schwer. Dabei könnten wir die zusätzlichen Steuereinnahmen gut brauchen, um E-Autos für Haushalte mit niedrigen Einkommen bezahlbar zu machen. Die Lösungen liegen schon lange auf dem Tisch. Wir müssen sie nur umsetzen.
ENDE
Anmerkungen für die Redaktion:
[1] Um die Gesamtsubventionen zu ermitteln, vergleicht ERM zwei Szenarien: ein Business-as-usual-Szenario mit den derzeitigen Steuern und ein kontrafaktisches Szenario, das zeigt, wie viel von ihrem Gehalt Autofahrende ausgegeben hätten, wenn sie ihre Fahrzeuge privat gekauft hätten. Die endgültigen Zahlen basieren auf einem Szenario, in dem 80 Prozent der Dienstwagenfahrten privat sind.
[2] T&E-Berechnungen basierend auf Dataforce (2024). Pkw-Neuzulassungen 1. Halbjahr 2024.
Das industrielle Potential von Steuervorteilen für Dienstwagen
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