Pressemitteilung

EU-Initiative für Unternehmensflotten könnte Nachfrage nach in der EU produzierten E-Autos massiv steigern

3. Dezember 2025

Deutsche Automobilhersteller und Produktionsstandorte wären zentrale Gewinner – bis zu 712.000 zusätzliche Made-in-Germany E-Autos bis 2030

Die Europäische Kommission wird voraussichtlich am 10. Dezember 2025 ihren Vorschlag für die Initiative Clean Corporate Fleets vorlegen. Eine neue T&E-Analyse zeigt, dass der Vorstoß zur schnelleren Elektrifizierung großer Unternehmensflotten die Nachfrage nach in der EU produzierten E-Autos stark ankurbeln könnte. Am meisten würde die deutsche Automobilindustrie profitieren.

T&E hat die Entwicklung des gewerblichen Neuwagenmarkts nach zwei Szenarien modelliert: mit [1] und ohne Einführung verbindlicher Ziele [2]. Die Analyse zeigt: Ein EU-weites Ziel für Mitgliedstaaten, wonach große Unternehmen bis 2030 75 Prozent ihrer Neuwagen elektrifizieren müssen, mit Anforderungen an die Herstellung in der EU, könnte bis 2030 zu zusätzlichen 1,2 Millionen lokal produzierten E-Autos führen. Für Deutschland als größten Produktionsstandort wäre der Effekt besonders hoch: Allein hier würden 712.000 zusätzliche Made-in-Germany-E-Autos für den europäischen Markt vom Band rollen. Zum Vergleich: Die Jahresproduktion des VW-Werks in Wolfsburg (alle Antriebsarten) beträgt 521.000 Fahrzeuge.

Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland, sagt: “Die EU hat jetzt die Chance, die Elektromobilität dort anzukurbeln, wo sie am schnellsten Wirkung entfaltet: bei den großen Unternehmensflotten. Elektrifizierungsziele schaffen verlässliche Nachfrage und stärken die europäischen Werke. Die Bundesregierung muss das Potential von Unternehmensflotten erkennen und sich in Brüssel klar dafür einsetzen, statt weiter Schlupflöcher für die Verbrennungstechnologie zu suchen. Wer jetzt den Markthochlauf von E-Autos verschleppt und unter dem Vorwand der Technologieoffenheit neue Milliardeninvestitionen für eine Technologie verschwendet, die längst ihren Zenit überschritten hat, verschließt bewusst die Augen vor der Realität.“

Das industriepolitische Potential des Firmenmarktes ist groß, da 60 Prozent der Neuzulassungen in der EU Firmenwagen sind. Die Analyse zeigt auch: Unternehmen kaufen deutlich häufiger in der EU produzierte E-Autos als private Haushalte. In der ersten Jahreshälfte von 2025 waren EU-weit 73 Prozent der von Unternehmen zugelassenen E-Autos Made-in-Europe, bei privaten Haushalten waren es 63 Prozent. In Deutschland ist der Anteil nochmal höher. Hier stammen 77 Prozent der elektrischen Firmenwagen aus europäischen Werken.

Aktuell plant die EU-Kommission, Elektrifizierungsziele auf Ebene der Mitgliedstaaten festzulegen, statt Unternehmen direkt zu verpflichten. Den Mitgliedstaaten bleibt es dabei frei überlassen, mit welchen Maßnahmen sie diese Ziele erreichen. Zudem würden nur die Neuzulassungen großer Unternehmen in den Geltungsbereich fallen – die Fahrzeuge kleiner und mittlerer Unternehmen hingegen nicht. Die Kommission plant parallel den Industrial Accelerator Act, der klare Kriterien für europäische Produktion definieren soll. Diese könnten auch für Firmenwagenziele gelten und so sicherstellen, dass die steigende Nachfrage direkt der EU-Industrie zugutekommt.

T&E unterstützt die Initiative, da Unternehmen in der EU zwar hohe staatliche Förderungen erhalten – aber die Elektrifizierung kaum vorantreiben. In 23 von 27 EU-Mitgliedstaaten profitieren Unternehmen stärker von E-Auto-Steuervorteilen als Privatpersonen – in Deutschland beträgt dieser Vorteil bis zu 14.000 Euro pro Auto. Trotzdem ist v.a. in großen Automärkten wie Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien die Elektrifizierungsbilanz von Unternehmen durchwachsen. Aktuell sind Unternehmen nur in drei EU-Ländern (Belgien, Luxemburg, Niederlande) echte Treiber der Elektromobilität.

Sebastian Bock sagt: “Die Automobilindustrie und einzelne Unternehmen behaupten, die EU-Initiative sei ein frühzeitiges Verbrenner-Aus durch die Hintertür. Das ist schlicht falsch und irreführend. Die Anforderungen für die Elektrifizierung großer Unternehmensflotten werden nicht über die CO2-Flottengrenzwerte für Pkw hinausgehen. Die Initiative wird der Industrie vielmehr helfen, ihre CO2-Ziele zu erfüllen, ohne dass den Automobilherstellern zusätzliche Anforderungen auferlegt werden. Es wird auch versucht, Panik zu schüren, indem behauptet wird, dass die Regulierung jedes einzelne Firmenfahrzeug oder kleine Betriebe, wie z.B. Handwerker, betreffen würde. Dies war nie der Fall, und wie berichtet, tendiert die Diskussion tatsächlich zu Zielen für die Mitgliedstaaten. Es wird an ihnen liegen, die besten Mittel zur Einhaltung der Regulierung zu finden.”

Anmerkungen für die Redaktion:

[1]Verbindliche Elektrifizierungsziele für Mitgliedstaaten (betrifft nur große Unternehmen): In diesem Szenario schlägt die Europäische Kommission im Rahmen der Rechtsvorschriften für saubere Unternehmensflotten verbindliche E-Auto-Anteile für große Unternehmen vor: 50 Prozent der Neuzulassungen großer Unternehmen bis 2028 und 75 Prozent bis 2030 müssen emissionsfreie Fahrzeuge sein, wobei mindestens 90 Prozent der angestrebten Firmenwagen in der EU hergestellt sein müssen. Diese Ziele würden die Nachfrage nach zusätzlichen, in der EU hergestellten E-Autos um 1,2 Millionen erhöhen, wodurch die Gesamtproduktion auf 14,3 Millionen Fahrzeuge steigen würde. Zur Veranschaulichung: Die Gesamtproduktion des VW-Werks in Wolfsburg belief sich 2024 (alle Antriebsarten) auf 521.000 Einheiten.

[2] Szenario “Business as usual”: Ohne Verpflichtungen für Mitgliedstaaten und unter den heutigen Marktbedingungen und CO2-Standards (Verordnung 2019/631) erwarten wir zwischen 2026 und 2030 einen Absatz von 13,1 Millionen E-Autos aus EU-Produktion.

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