Autohersteller drängen darauf, EU-Vorschriften zu kippen, die die tatsächliche Umweltbelastung durch Plug-in-Hybridfahrzeuge besser widerspiegeln würden.
Die aktuellen Bemühungen der Automobilindustrie, die EU daran zu hindern, die Umweltverschmutzung durch Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEVs) genauer zu berücksichtigen, könnten laut T&E zu einem weiteren Emissionsskandal führen. Zehn Jahre nach Dieselgate versuchen einige Autohersteller erneut, ihre Fahrzeuge als sauberer darzustellen, als sie tatsächlich sind – doch dieses Mal wollen sie, dass der Gesetzgeber diese Praxis legalisiert.
PHEVs stoßen in der Praxis fast fünfmal so viel CO2 aus wie in offiziellen Tests angegeben, wie die neuesten EU-Daten zeigen. Der Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass die Fahrzeuge weniger mit Batteriestrom fahren und mehr Benzin oder Diesel verbrauchen als in offiziellen Tests angegeben. Die EU hat „Nutzfaktoren” (utility factors) festgelegt, um diesen Unterschied schrittweise zu verringern. Um die CO2-Ziele der EU zu erreichen, müssen Autohersteller demnach ihren Absatz von batterieelektrischen Fahrzeugen steigern, um die höheren Emissionen von PHEVs auszugleichen.
Die Lobbyverbände der Automobilhersteller und -zulieferer haben die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, aufgefordert, die für 2025 und 2027 verschärften PHEV-Nutzfaktoren fallen zu lassen. Dies würde es der Industrie ermöglichen, dass PHEVs weit weniger Emissionen zugerechnet werden als tatsächlich der Fall ist. Nach T&E könnte dies dazu führen, dass bis 2035 Hunderttausende zusätzliche umweltschädliche Autos auf europäischen Straßen unterwegs sind.
„Vor zehn Jahren hat der Dieselgate-Skandal gezeigt, dass einige Automobilhersteller kein Problem damit hatten, die Emissionen ihrer Fahrzeuge auf betrügerische Weise zu manipulieren. Sie kümmerten sich weder um die öffentliche Gesundheit noch um das Vertrauen der Verbraucher oder rechtliche Konsequenzen. Jetzt versuchen sie erneut, die Verbraucher zu täuschen, indem sie behaupten, ihre Fahrzeuge seien sauberer als sie tatsächlich sind. Der einzige Unterschied zu Dieselgate ist, dass sie diesmal versuchen, das EU-Recht zu ändern, um die Praxis legal zu machen. Die Kommission muss Nein sagen und den Kurs in Richtung emissionsfreier Elektroautos beibehalten“, sagt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland.
Folgen des Dieselgate-Skandals
Der Dieselgate-Skandal wurde 2015 aufgedeckt, als bekannt wurde, dass einige Autohersteller illegale „Abschalteinrichtungen” einsetzten, um bei behördlichen Tests zu betrügen, während ihre Dieselautos auf der Straße bis zu zehnmal mehr giftige Luftschadstoffe ausstießen. Während die USA den Autoherstellern Geldstrafen auferlegten und sie zum Rückkauf oder zur Reparatur der Fahrzeuge zwangen, sind in Europa immer noch bis zu 19,1 Millionen Autos mit verdächtigen Emissionswerten im Verkehr. Infolge dieser verbleibenden Fahrzeuge wird es bis 2040 zu 81.000 vorzeitigen Todesfällen und 55.000 Fällen von Asthma bei Kindern kommen.
Trotz der Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten, Untersuchungen durchzuführen und Maßnahmen zu ergreifen, wurde bisher zu wenig unternommen. T&E und eine Koalition von Organisationen fordern die europäischen Gesetzgeber auf, die derzeitige Überarbeitung der Rechtsvorschriften zum „Verkehrssicherheitspaket” zu nutzen, um Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß aus dem Verkehr zu ziehen. Dies soll sicherstellen, dass systematische Flottenüberprüfungen und Straßenkontrollen auf der Grundlage der tatsächlichen Emissionen durchgeführt werden, um die Fahrzeuge mit den höchsten Emissionen zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen. Fahrzeuge, die älter als 10 Jahre sind, sollten jährlich einer technischen Überprüfung unterzogen werden, und der Export dieser Fahrzeuge sollte eingestellt werden.
„Der Dieselgate-Skandal ist ein Paradebeispiel dafür, was in der Automobilindustrie schief läuft. Er zeigt, was passiert, wenn kurzfristige Gewinne Vorrang vor langfristigen Plänen haben und dass Autohersteller für ihre Handlungen nicht angemessen zur Rechenschaft gezogen wurden. Jetzt, zehn Jahre später, hat die Branche nichts daraus gelernt und versucht weiterhin, ihre tatsächlichen Emissionen zu verschleiern, um mit einer überholten Technologie noch möglichst viel Geld zu verdienen. Hersteller sollten international konkurrenzfähige E-Autos auf den Markt bringen, statt zu versuchen, mit dreckigen Plug-in-Hybriden die überholte Verbrenner-Technik in die Zukunft zu retten.“, sagt Sebastian Bock.
ENDE
Die Automobilindustrie fordert dennoch, dass die EU Vorschriften abschafft, die die Umweltbelastung durch Plug-in-Hybride besser widerspiegeln.
EU-Hersteller werden wegen Verzögerung der CO2-Grenzwerte für 2025 2 Millionen E-Autos weniger verkaufen.