Pressemitteilung

Höhere CO2-Emissionen: Biokraftstoffe kein Ersatz für fossile Brennstoffe

10. Oktober 2025

Weltweit werden verstärkt Pflanzen für Biokraftstoffe angebaut, obwohl sie für 16 Prozent mehr CO2-Emissionen verantwortlich sind als die fossilen Brennstoffe, die sie ersetzen. Nach einer neuen Studie, wären drei Prozent der für Biokraftstoffe genutzten Anbaufläche ausreichend, um dieselbe Energiemenge mit Solar zu produzieren.

  • Bis 2030 werden für den Anbau von Biokraftstoffen Flächen in der Größe Frankreichs benötigt.

  • Aktuell werden jeden Tag umgerechnet 100 Millionen Flaschen Pflanzenöl in Autos verbrannt. Das heißt, ein Fünftel des gesamten Pflanzenöls wird nicht als Nahrungsmittel genutzt.

  • Im Durchschnitt werden 3.000 Liter Wasser benötigt, um 100 km mit Biokraftstoffen zu fahren.

  • Auf drei Prozent der Flächen, die derzeit für Biokraftstoffe der ersten Generation genutzt werden, könnte mit Solarzellen die gleiche Energiemenge produziert werden.

Die weltweite Produktion von Biokraftstoffen verursacht 16 Prozent mehr CO2-Emissionen als die fossilen Brennstoffe, die sie ersetzt. Das zeigt ein neuer Bericht von Cerulogy im Auftrag von T&E. Mit der benötigten Anbaufläche könnten 1,3 Milliarden Menschen ernährt werden. Drei Prozent dieser Fläche wären ausreichend, um mit Solarzellen die gleiche Energiemenge zu produzieren. Da der weltweite Energiebedarf bis 2030 um mindestens 40 Prozent steigen wird, fordert T&E im Vorfeld des Weltklimagipfels, den Ausbau von Biokraftstoffen zu begrenzen. Biokraftstoffe schaden dem Klima schlicht mehr, als sie nutzen.

Heute werden 32 Millionen Hektar Land für den Anbau von Pflanzen genutzt, die als Biokraftstoffe verbrannt werden. Das entspricht etwa der Größe Italiens, deckt aber nur 4 Prozent des weltweiten Energiebedarfs im Verkehr ab. Bis 2030 soll diese Fläche um 60 Prozent auf 52 Millionen Hektar anwachsen – das entspricht der Größe Frankreichs.

Aufgrund der indirekten Auswirkungen von Landwirtschaft und Entwaldung verursachen Biokraftstoffe heute weltweit 16 Prozent mehr CO₂-Emissionen als die fossilen Brennstoffe, die sie ersetzen. Bis 2030 werden Biokraftstoffe voraussichtlich 70 MtCO₂e mehr emittieren als die fossilen Brennstoffe, die sie ersetzen. Dies entspricht den jährlichen Emissionen von fast 30 Millionen Dieselfahrzeugen.

Biokraftstoffe sind nach T&E eine massive Landverschwendung. Nur drei Prozent der Anbauflächen würden ausreichen, um mit Solarzellen die gleiche Energiemenge zu produzieren. Diese drei Prozent Solarenergie würden ausreichen, um fast ein Drittel der kompletten weltweiten Fahrzeugflotte mit Strom zu betreiben, da E-Autos viel effizienter sind als Autos mit Verbrennungsmotor.

Marte van der Graaf, Referentin bei T&E Deutschland, sagt: „Biokraftstoffe sind schlecht für das Klima und eine enorme Verschwendung von Land, Nahrungsmitteln und Millionen an Subventionen. Anstatt Pflanzen im Tank zu verbrennen, brauchen wir eine Politik, die Landwirtschaft und Natur ins Gleichgewicht bringt und echten Klimaschutz umsetzt. Deutschland muss jetzt bei erneuerbaren Energien Kurs halten und sich nicht mit Scheinlösungen wie Biokraftstoffen verzetteln.“

Obwohl fortschrittliche und aus Abfällen gewonnene Biokraftstoffe zunehmend als saubere Lösungen beworben werden, zeigt die neueste Analyse, dass 90 Prozent der weltweiten Biokraftstoffproduktion nach wie vor auf Nahrungsmittelpflanzen basieren. 2023 verbrauchte die Biokraftstoffindustrie rund 150 Millionen Tonnen Mais und 120 Millionen Tonnen Zuckerrohr und Zuckerrüben. Insgesamt werden umgerechnet täglich 100 Millionen Flaschen Pflanzenöl in Autos verbrannt, was bedeutet, dass ein Fünftel des gesamten Pflanzenöls nie als Nahrungsmittel verwendet wird. Die Energie all dieser Rohstoffe könnte den Mindestkalorienbedarf von bis zu 1,3 Milliarden Menschen decken.

Die Analyse von T&E zeigt auch, dass der Anbau von Biokraftstoffpflanzen erhebliche Mengen an Wasser erfordert. Um mit einem Auto 100 km mit Biokraftstoffen der ersten Generation zu fahren, wären durchschnittlich fast 3.000 Liter Wasser erforderlich. Für den Betrieb eines Elektroautos mit Solarstrom sind nur 20 Liter nötig. Da der Klimawandel die Wasserversorgung zunehmend unter Druck setzt, könnte der Einsatz von Biofuels katastrophale Folgen auch in diesem Bereich haben, warnt T&E.

Brasilien ist einer der am schnellsten wachsenden Produzenten von Biokraftstoffen. Das Land holt gegenüber den USA auf – dem weltweit größten Produzenten von Biokraftstoffen. Brasilien hat kürzlich beschlossen, sein Soja-Moratorium auszusetzen, das den Amazonas vor der Abholzung für den Sojaanbau schützt. Auch Kanada und Indien gehören zu den Ländern, die ihre Produktion massiv steigern wollen. Die weltweite Nachfrage nach Biokraftstoffen könnte massiv steigen, da auch im Schifffahrts- und Luftfahrtsektor nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen gesucht wird. Dieser Trend würde die Ergebnisse der T&E-Analyse noch weiter verschärfen, da sie sich auf bestehende politische Maßnahmen und Strategien der Regierungen bezieht.

Es ist besorgniserregend, dass Brasilien sein Soja-Moratorium aufgehoben hat. Als Gastgeber des diesjährigen Weltklimagipfels wird sich Brasilien für mehr erneuerbare Kraftstoffe einsetzen. Biokraftstoffe dürfen nicht Teil der Diskussion sein. Andernfalls riskieren wir mehr Schaden als Nutzen“, sagt Marte van der Graaf.

T&E fordert die Regierungen auf, bei der Gestaltung ihrer Klimapolitik besser gegen Biokraftstoffe vorzugehen, die zur Rodung und Entwaldung beitragen. Öffentliche Mittel sollten vorrangig in intelligente Elektrifizierung, Effizienz und wirklich nachhaltige Alternativen fließen, nicht in Scheinlösungen, so T&E.

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