Pressemitteilung

Deutsche Autoindustrie hat Nachholbedarf bei grünem Stahl – Volvo an der Spitze

4. September 2025

Berlin, 4. September 2025 – Kurz vor dem Start der IAA Mobility 2025 veröffentlicht T&E gemeinsam mit dem Netzwerk Lead the Charge erstmals ein europäisches Ranking zur Nutzung von grünem Stahl in der Autoindustrie. Dabei schneidet Volvo viermal besser als der Branchendurchnitt ab. Nachholbedarf ist bei allen deutschen Herstellern zu verzeichnen.

Für das Ranking wurden 18 globale Automobilhersteller nach den Kriterien Transparenz, Zielsetzung und konkreten Maßnahmen zur Dekarbonisierung ihrer Stahl-Lieferketten bewertet.

Volvo liegt dabei mit großem Abstand an der Spitze. Der schwedische Hersteller veröffentlicht nicht nur modellbezogene CO₂-Daten seiner Stahl-Lieferkette, sondern hat sich auch ambitionierte Ziele zur Verwendung von grünem und recyceltem Stahl gesetzt. Zudem ist Volvo Mitglied bei SteelZero und strebt bis 2030 an, 50 Prozent CO₂-armen Stahl zu verbauen.

Lars Andersen, Manager für grünen Stahl bei T&E Deutschland, sagt: „Elektroautos verringern zwar rasch die Abgasemissionen, aber es gibt noch viel zu tun, um die CO2-Belastung bei der Autoproduktion zu reduzieren. Volvo zeigt was in der Praxis machbar ist. Der schwedische Hersteller hat durch klare Zielsetzungen für grünen Stahl und die Offenlegung der stahlbasierten CO2-Emissionen für jedes neue Elektroauto die Messlatte für die Branche gesetzt. Deutsche Hersteller müssen sich künftig daran messen lassen."

Mercedes-Benz landet im Ranking auf Rang zwei, allerdings mit großem Abstand zu Volvo. Zwar hat das Unternehmen als eines der wenigen konkrete Abnahmeverträge über CO₂-reduzierten Stahl geschlossen und beteiligt sich finanziell am schwedischen Stahl-Start-up Stegra. Es fehlen jedoch klare, veröffentlichte Angaben, wie hoch der Anteil dieses grünen Stahls am gesamten Stahlbedarf des Autoherstellers tatsächlich ist. Auch über Fortschritte bei der Nutzung von Recyclingstahl macht Mercedes bislang keine transparenten Angaben. Im Vergleich zu Volvo sowie Herstellern mit klaren Zielsetzungen wie Ford oder GM fällt die Bewertung daher deutlich zurück.

Tesla, GM und Ford bilden die restlichen Plätze der Top 5. Tesla ist weiterhin das einzige Unternehmen, das detaillierte Scope-3-Emissionen aus seiner Stahl-Lieferkette offenlegt. Die beiden deutschen Hersteller BMW und Volkswagen bewegen sich im Mittelfeld des Rankings. BMW hat zwar Abnahmevereinbarungen mit Salzgitter und Stegra geschlossen und in 2022 BMW angekündigt, den Anteil von Sekundärstahl bis 2030 sukzessive auf bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Das Stahlziel wurde jedoch 2024 abgeschwächt, indem BMW nun als durchschnittliches Ziel 50 Prozent für alle Sekundärmaterialien pro Fahrzeug bis 2030 anpeilt. Volkswagen bleibt bei allen drei Indikatoren im unteren Bereich. Schlusslicht unter den europäischen Herstellern ist Stellantis, das mit weniger als 3 Prozent Benchmark-Erfüllung den EU-Durchschnitt signifikant nach unten zieht.

Insgesamt verweist T&E auf Fortschritte innerhalb der letzten zwei Jahre: 2023 landeten zwei Drittel der Automobilhersteller im Vergleichsranking bei null Punkten. Beim aktuellen Ranking erzielen weniger als ein Drittel der Automobilhersteller die Punktzahl null.

Um diesen positiven Trend fortzusetzen fordert T&E die Europäische Kommission auf, klare gesetzliche Vorgaben für den Einsatz von grünem Stahl in neuen Fahrzeugen einzuführen (einschließlich Recyclingstahl): 40 Prozent bis 2030; 75 Prozent bis 2035; 100 Prozent bis 2040.

Darüber hinaus schlägt T&E vor, eine Rezyklatquote von 30 Prozent für Stahl ab 2030 im Rahmen der EU-Altautoverordnung, eine verbindliche Offenlegung der Stahl-Emissionen pro Modell, und ein einheitliches EU-Label für grünen Stahl, um Transparenz im Markt zu schaffen.

Andersen sagt: „Nur wer seine Stahl-Lieferkette dekarbonisiert, wird in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Die IAA ist ein guter Moment für die Politik, um die Automobilindustrie durch klare Vorgaben zum Leitmarkt für grünen Stahl ‘made-in-Germany’ zu machen – und für Hersteller, um endlich in die Umsetzung zu kommen.

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