• Vorsicht: Biokraftstoffe (Zusammenfassung)

    Eine Analyse europäischer Biokraftstoffpolitik mit Handlungsemfehlungen

    Für viele politische Entscheidungsträger müssen Biokraftstoffe die Erfüllung eines Traums gewesen sein. Die Argumente der Befürworter waren zahlreich und schlagkräftig. Der Kohlendioxidausstoß (CO2) könnte reduziert werden, denn die Pflanzen für den Biokraftstoff absorbieren CO2, während sie wachsen. Außerdem wäre die Energieversorgung nachhaltig gesichert, da diese Pflanzen im eigenen Land angebaut oder aus politisch stabileren Regionen als den ölexportierenden Ländern importiert werden könnten. Die Automobilindustrie war auch dafür, da dadurch die Politik von ihrem Fokus auf sparsame Fahrzeuge zur Reduzierung der CO2-Emission abgelenkt wurde. Schon kleine Veränderungen in Fahrzeugen machen diese zu scheinbar grünen „FlexFuel“-Modellen. Die Landwirte waren dafür, da sich dadurch für ihre Produkte ein neuer Markt eröffnete. Sogar die Mineralölunternehmen waren am Ende dafür, weil sie durch Biokraftstoffe ein „grüneres“ Image erhielten.

    Die EU und andere Länder beeilten sich mit der Festlegung von Volumenziele und finanziellen Anreizen, um Biokraftstoffe auf den Markt zu bringen. In der Eile wurden jedoch die Auswirkungen ihrer Produktion nicht richtig bedacht. Und weil man sich auf eine einzige aufkeimende Technologie konzentrierte, anstatt das eigentliche Ziel – die Reduzierung der CO2-Emissionen – im Auge zu behalten, wurde der Traum schnell zum Alptraum. Heute ist klar, dass es keine simple Antwort auf die Frage gibt, ob Biokraftstoffe eine echte, nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellen. Die Fakten, die hauptsächlich in den letzten drei Jahren veröffentlicht wurden, sprechen dafür, dass sie es in der überwiegenden Mehrheit der bisherigen Fälle nicht sind. Es muss ein Richtungswechsel stattfinden.

    Dieser Bericht folgt der Verabschiedung des verbindlichen Ziels der Europäischen Union Ende 2008, bis 2020 10 % erneuerbare Energie im Transportwesen einzusetzen. Die Auswirkungen dieses Ziels auf die Umwelt sollen hier

    bewertet werden. Das wichtigste Ergebnis ist, dass dieses Ziel, sollte es, wie gemeinhin akzeptiert, fast ausschließlich über die Nutzung von Biokraftstoffen erreicht werden, höchstwahrscheinlich nicht nachhaltig zu verwirklichen ist. Kurz gesagt, das Risiko ist hoch, dass die aktuelle Vorgehensweise mehr Schaden als Nutzen mit sich bringen wird.

    Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass die Auswirkungen der indirekten Landnutzungsänderung (indirect land use change – ILUC) auf die Umwelt unbeachtet blieben. Wird landwirtschaftlich genutzte Fläche zur Produktion von Biokraftstoffen umfunktioniert, so wird andernorts neues Land für die Landwirtschaft erschlossen, wobei wieder reichlich CO2 produziert wird, daher auch der Begriff „indirekte“ Landnutzungsänderung. Es ist unabdingbar, die Auswirkungen der indirekten Landnutzungsänderung zu bewerten, um sicherzustellen, dass Biokraftstoffe auch wirklich die Kohlendioxidemissionen reduzieren und diese nicht indirekt sogar erhöhen.