• Studie: Große Unterschiede bei der Bereitschaft der deutschen Autohersteller, auf Elektrofahrzeuge umzustellen

    Volkswagen und Volvo sind einer neuen Analyse von Transport & Environment (T&E) zufolge die einzigen großen Autohersteller, die bereit sind, in Übereinstimmung mit dem europäischen Ziel der Klimaneutralität (Netto-Null-Emissionen) auf Elektromobilität umzustellen. Die deutschen Autobauer BMW und Daimler hinken wenig motiviert hinterher und haben kein belastbares Konzept, wie sie den Umstieg schaffen könnten. Doch da die EU-Zielvorgaben so niedrig sind, können beide die Zielwerte einfach erreichen, ohne ihre Produktionsstrategie wesentlich umstellen zu müssen.

    Die von T&E erstellte Rangliste der Bereitschaft der 10 größten Fahrzeughersteller in Europa zum Umstieg auf Elektromobilität bis 2030 [1] zeigt große Unterschiede hinsichtlich Motivation und Qualität der Konzepte. Volkswagen und Volvo verfolgen eine offensive und überzeugende Strategie. Andere wie Ford haben ein ehrgeiziges Ausstiegsziel für den Verbrennungsmotor, jedoch kein Konzept, wie sie das erreichen wollen. BMW, Jaguar Land Rover, Daimler und Toyota schneiden mit geringen Absatzzahlen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) mit kurzer Reichweite, fehlenden ambitionierten Ausstiegszielen, einer fehlenden klaren Industriestrategie und einem zu starken Fokus auf Plug-in-Hybride im Falle von BMW und Daimler – die, wie T&E gezeigt hat, viel mehr Schadstoffe emittieren als beworben – am schlechtesten ab.

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    Selbst wenn die jetzigen freiwilligen Zusagen eingehalten werden, werden die Absatzzahlen der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) in Europa wohl mindestens 10 Prozentpunkte niedriger sein, als sie 2030 sein müssten, um im Einklang mit dem Green Deal der EU zu stehen, der eine vollständige Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts vorsieht. Das liegt zum großen Teil an schwachen EU-Zielvorgaben. Aktuell planen die Autohersteller eine Reduzierung von 65 % bis 70 % der Emissionen bis 2030 – nahezu das Doppelte der EU-Ziele.

    Stef Cornelis, Direktor Deutschland bei T&E, dazu: „Die EU sollte die Industrie lenken, nicht umgekehrt. Die Autohersteller sind eindeutig in der Lage, ihre Produktion auf Elektrofahrzeuge umzustellen, aber es gibt derzeit keinen Anreiz, Gas zu geben. Alle drei großen deutschen Autobauer können bis 2030 ohne Probleme 50 % Elektrofahrzeuge produzieren, daher muss die Kommission die Zielvorgaben darüber hinaus anheben.“

    Die Daten zeigen, dass die Produktion von Elektrofahrzeugen bis 2030 die der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor übersteigt und Deutschland dabei im Zentrum der Lieferkette der Elektrofahrzeuge sein wird. 37 % aller E-Fahrzeuge in Europa werden im Jahr 2030 voraussichtlich in Deutschland hergestellt werden und so den Rückgang der Absatzzahlen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ausgleichen.

    Stef Cornelis kommt zu dem Schluss: „Wir hören oft, dass der Umstieg auf Elektromobilität deutsche Arbeitsplätze kosten wird, aber dabei werden die Chancen übersehen. Die Produktion von Elektroautos wird viel schneller zunehmen, als wir heute denken, und wird die Rückgänge bei der Produktion von Verbrennern aufwiegen. Deutschland kann zur Drehscheibe für E-Mobilität in Europa werden, muss sich jetzt aber schnell bewegen – egal, ob die EU-Vorgaben das fordern oder nicht.“

     

    Anmerkung für den Redakteur

    [1] Der von T&E erstellte Index der Bereitschaft von Automobilherstellern zum Umstieg auf E-Mobilität konzentriert sich auf die aktuellen und kurzfristigen Absatzzahlen der Hersteller bei E-Fahrzeugen sowie auf ihre Strategien hinsichtlich weiterer Industriezweige (Batterieproduktion, Ladeinfrastruktur, BEV-Plattformen etc.).